Galerie

Hausorgel von Christina und Wolfgang Nickel

Disposition

I. MANUAL

C-c4

II. MANUAL (SW)

C-c4

Pedal

C-f1

Lieblich Gedeckt

8'            

Clarabella

8'            

Subbass      

16'       

Dulciana

8'

Viola di Gamba

8'

Bourdon 

8'

Prinzipal

4'

Voix celeste

8' 

  

Flute

4'

Harmonic Flute

4'

  

Gemshorn

4'

Gamba

4'

  

Nasard

2 2/3'

Piccolo

2'

  
Doublette2'

Oboe

8'

  
Closed Horn8'

 

   
   im Schwellkasten   
      

Koppeln  II/I,  I/P,  II/P     als Tritte

Baugeschichte

Es sollte eine Hausorgel nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen werden, ganz individuell. Die Hausherrin legte großen Wert darauf, dass dem Instrument nicht eine langjährige Baustelle in der eigenen Wohnung vorausgeht. Von daher kam nur ein Instrument in Frage, das von einem Orgelbauer professionell gefertigt wurde. Für die Suche danach war natürlich das Internet die erste Anlaufstelle. Heutzutage gibt es zwei vielversprechende Internet-Adressen, über die gebrauchte Pfeifenorgeln recht preisgünstig angeboten werden. Allerdings waren die dort präsentierten Instrumente für den Hausgebrauch zu groß, handelte es sich doch in den meisten Fällen um ehemalige Kirchenorgeln. Kleinere Instrumente entsprachen nicht den künstlerischen Vorstellungen von Wolfgang Nickel. Schließlich kam man über das Internet in Kontakt mit der Orgelbauwerkstätte Josef Classen aus Geilenkirchen bei Aachen. Beim Besuch der Werkstatt konnte man ein kleines dreimanualiges Instrument kennenlernen, welches das Interesse der beiden Musiker erweckte: angenehme Spielweise und perfekte handwerkliche Ausführung bestachen. Die Ergänzung durch ein 16'-Register war in Aussicht gestellt. Besuche in anderen Orgelbauwerkstätten konnten diesen Eindruck nicht überbieten.

Die Internetrecherche hatte zu weiteren Sucherfolgen geführt. So entdeckte man einen preisgünstigen Subbass 16ʼ, den man auch gleich erwerben konnte. Viel wichtiger aber war der auf diesem Weg entstandene Kontakt zu dem Orgelsachverständigen und Mitglied des Arbeitskreises Hausorgel in der Gesellschaft der Orgelfreunde e.V. Thomas Adelberger aus Lorch bei Worms. Dieser ist ein enthusiastischer Orgelfreund, der im Laufe der Zeit zahlreiche Orgelregister vor der Vernichtung retten konnte. Sein reichhaltiges Pfeifenlager ist eine wahre Fundgrube für jeden Orgelinteressierten. Vor allem aus England konnte er viele Pfeifen und Orgelteile sicherstellen. Dort wurden nämlich in den letzten zwei Jahrzehnten zahlreiche Kirchen geschlossen und aus vielen Gotteshäusern Pfeifenorgeln entfernt. So sagte ihm ein englischer Presbyter frei heraus: „We are a modern church. We don‘t need a pipe-organ!“(Wir sind eine moderne Kirche. Wir brauchen keine Pfeifenorgel!) Und so konnte Adelberger neben den alten Pfeifen auch Teile eines historischen Orgelgehäuses retten. Viele englische Orgeln haben inzwischen auf dem Kontinent eine neue Heimat gefunden. Und es gibt in Deutschland Orgelbauer, die sich darauf spezialisiert haben, englische Orgeln für deutsche Kirchen zu restaurieren und entsprechend hier wieder aufzubauen.

Dieser Umstand kam Herrn Nickel entgegen, denn gerade der Klang dieser Pfeifen entsprach seinem Klangideal. So kaufte er bei Adelberger verschiedene Register für sein geplantes Werk. Die Pfeifen waren von sehr guter Qualität und für den neuen Einsatz grundsätzlich geeignet. Auch war Orgelbaumeister Classen, der zwischenzeitlich seine Werkstatt nach Spanien verlegt hatte, gewillt, diese Pfeifen in die Orgel einzubauen. Ein weiterer Glücksfall war die Bekanntschaft mit dem erfahrenen Intonateur Hartmut Reiser aus Baden. Dieser brachte eine lebenslange Berufserfahrung mit und erklärte sich bereit, die Intonation der Orgel zu übernehmen. 

In einer weiteren Vorüberlegung musste natürlich geklärt werden, wo die Orgel in dem Großwinternheimer Doppelhaus platziert werden soll. Zunächst dachte man an das Dachgeschoss. Durch kleine Umbaumaßen sollte ein hinreichend großer Raum entstehen. Dieser Plan wurde aber schnell wieder verworfen. Nicht nur die Statik des Hauses stand dem entgegen, auch klimatische Gründe verhinderten dies, denn das Dachgeschoss ist erheblichen Temperaturunterschieden ausgesetzt, was sich negativ auf die Stimmung der Orgel auswirkt. Folglich entschied man sich für das Souterrain. Allerdings gab es hier auch einen Haken, nämlich die Raumhöhe von nur 2,28 m. Ist doch die größte Pfeife des Subbass 16ʼ  2,40 m hoch, wozu noch die darunterliegende Lade gerechnet werden muss. Die größten drei Pfeifen mussten deshalb "gekröpft" (am oberen Ende um 90° versetzt) eingebaut werden.

Wolfgang Nickel gibt zu bedenken: „Als hauptamtlicher Kirchenmusiker war ich es gewohnt, stets alle Stile historischer Kirchenmusik zu pflegen, auch im Sinne einer pädagogischen Arbeit an der sonntäglichen Gemeinde. Meine besondere Liebe gilt der romantischen Orgelmusik, der französischen wie auch der deutschen. Der Registerbestand kommt dieser Neigung sehr entgegen. Die achtfüßigen Grundstimmen sollten ausreichend vorhanden sein, zudem ein Schwellwerk mit Streicherschwebung und Oboe 8ʼ. Eine solistische Flöte 8ʼ war gesetzt, ein 22/3ʼ-Register als Vertreter der Aliquoten und mindestens ein 4ʼ-Register aus dem piano-Bereich. Mixturen brauche ich in meiner Hausorgel nicht, stellvertretend gibt es die 2ʼ-Stimmen. Meine Frau, selbst Organistin, wünschte einen prinzipaligen 2' und eine weitere Zunge im Hauptwerk zur Darstellung der barocken Literatur. Damit wäre auch ein - wenigstens rudimentärer - Prinzipalchor dort vorhanden. Da ein Großteil der englischen Register bis c4 vorhanden war, ließ ich konsequent auch die Manuale meiner Hausorgel bis c4 aus-bauen. Dadurch lassen sich auch die Werke von Padre Davide, Karg-Elert, Dethier usw. endlich einmal wie notiert spielen…“ (unveröffentlichtes Manuskript von Wolfgang Nickel)

Nach diesen Vorüberlegungen konnten die Planungen konkretisiert werden und Orgelbaumeister Classen erhielt den Auftrag, das Werk zu erstellen. Zweimal fuhr Herr Nickel nach Spanien, um über die Prospektgestaltung zu sprechen und um bei der Vorintonation dabei zu sein. Anfang Juni 2015 war es endlich soweit und die einzelnen Bauteile kamen per Sprinter und Anhänger nach Großwinternheim. Da alles gut vorbereitet war, konnten der Aufbau und die Endintonation durch Orgelbauer und Intonateur zügig von statten gehen.


Die feierliche Einweihung des Instrumentes fand am am Samstag, 18.Juli 2015 unter Mitwirkung des Hausherrn und des Konzertorganisten Christoph Grohmann statt.

Kontakt

Bei Interesse kann die Orgel gerne nach Vereinbarung besichtigt werden.


Mitglieder entnehmen die Adresse dem Mitgliederbereich.

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