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Josef Schönenberger, Positiv mit Pedal
Beschreibung
Nachdem ich 1974 -76 eine elektronische, zweimanualige Orgel mit Pedal gebaut hatte, wünschte ich mir immer, eine kleine Pfeifenorgel zu besitzen. So begann ich nach dem Studium diverser Orgelbücher (v.a. von Bormann und Ellerhorst) mit den ersten praktischen Erfahrungen des Orgelbaus durch den Bau eines Portativs und einer Walzen-Drehorgel nach Bormann. Später folgte die Planung eines Positivs.
1988 wagte ich mich an den Start mit dem Gerippe des Gehäuseunterteils und anschliessend dem Bau der Windlade für die Register 8‘, 4‘, 2‘ mit geteilten Schleifladen (vorwiegend nach Bormann). Die Tasten konnte ich 1989 von einem alten Flügel (signiert "10.3.1883") bei einem Klavierbauer zum günstigen Preis kaufen. Durch deren Abänderung und den Bau von Umlenkwippen, habe ich sie zu einem zweiarmigen Orgelmanual umgebaut.
Von einem Orgelbauer erstand ich ein gebrauchtes, revisionsbedürftiges Gebläse, habe es revidiert, zusätzlich dynamisch ausgewuchtet und in den ersten Jahren mehrmals verbessert durch Geräuschdämpfung, verbesserte Feinwuchtung, Lagerung, Gehäuseisolation und Ansaugluft-Labyrinth-Anbau.
Im Laufe der Jahre machte ich meine weiteren Versuche und Erfahrungen beim Bau von Holzpfeifen. So baute ich zuerst die Pfeifen des 8' Registers. Die Freude am Erfolg, beim ausprobieren der ersten beiden Oktaven gaben mir die entsprechende Motivation zum weitermachen. Später folgten die Pfeifen des Registers Flöte 4'.
Einige Jahre genügten mir diese beiden Register, bevor ich mich dann später mit dem Bau des Registers Principal 2' beschäftigte, vorerst fertigte ich nur 2 Oktaven. Später folgten die restlichen Pfeifen des 2', wovon ich 27 Stück in den Prospekt stellte. Nach innen sprechend und mit aufgesetzten Blindlabien nach außen.
Die beiden Flügeltüren habe ich außen in gotischer Schrift verziert mit Sprüchen.
Linke Türe: "Nicht was wir erleben - sondern wie wir empfinden, was wir erleben macht unser Schicksal aus" (M. v. Ebner-Eschenbach)
Rechte Türe: "Die Musik allein die Tränen abwischet, die Herzen erfrischet wenn sonst nichts hilflich sein will" (Orgelinschrift 1792)
Innen habe ich die Türen mit 16 musizierenden Engeln verziert, sie sind aus Birnbaumholz ausgesägt, mit verschiedenen Musikinstrumenten versehen und auf die Türfüllungen geleimt.
Links und rechts stehen je 3 nicht sprechende Pfeifen im Prospekt.
Um die Hände beim Registerwechsel nicht vom Manual nehmen zu müssen änderte ich die Registerzüge 4‘ links und rechts mit selbstkonstruierten und -gebauten Elektromagneten. Aus Platzgründen verzichtete ich darauf, die weniger wechselnden Registerzüge der 8' und 2' Register ebenfalls zu elektrifizieren.
Im Laufe der Jahre hatte ich oft den Wunsch, 3 Hände zu haben oder ein Pedal. Da das Zweite realistischer war, habe ich mich schon bald damit beschäftigt wie dies ohne große Kosten und bei beschränkten Platzverhältnissen zu realisieren sei. So habe ich konkrete Ideen gehabt und gefunden, dass eine rein mechanische Lösung der Ventilsteuerung zwar schöner, aber unpraktischer wäre, ein Muster eines Magneten entworfen und hergestellt. Nach meiner Pensionierung 2002 fand ich die Zeit, die Pedaltasten und die notwendigen 17 Magnete, die separate Windlade und das Balgmagazin für die Pedalpfeifen anzufertigen und zu testen. Die 17 Pedalpfeifen C - e° setzte ich aus Platzgründen in ein separates Gehäuse links des Positivs. Das Positiv-Gehäuse musste ich um 80 mm anheben, um das selbstgebaute Pedal einbauen zu können. Die entsprechenden Änderungen der unteren Abdeckungen und Eckverkleidungen folgten daraus.
Die 4. und 5. Oktave des Principals 2' boten mir einige Schwierigkeiten betreffend der Stimmhaltung beim Spiel mit allen 3 Registern. Ich habe sie ersetzt mit konisch gebauten Pfeifen (gemäss Beiträgen Hausorgel Nr. 1991/1 + 1992/2. über konische Pfeifen von Werner Götz). Die Stimmhaltung ist besser geworden, wenn auch noch nicht einwandfrei, aber das liegt weniger am Prinzip der konischen Pfeifen, als an den eventuell nicht optimalen Windverhältnissen und meiner Intonation. Mit diesen guten Erfahrungen habe ich auch beim Register Flöte 4' ab c3 die Pfeifen ersetzt durch konische Ausführungen. Diese konischen Pfeifen sind eine schöne Klangbereicherung, ich kann sie nur empfehlen.
Das ganze Positiv ist so aufgebaut, dass alles ohne großen Aufwand zerlegt werden kann für einen Umbau, vor allem aber für einen Umzug, wenn ich das Instrument einmal nicht mehr spielen werde. So sind alle Gehäuse - Abdeckungen, Schleierbretter etc. mit Dauermagneten befestigt oder mit Riegeln fixiert.
Fertig wird man wohl nie, es gibt immer wieder etwas zu verbessern, aber gerade dies macht mir nebst meinem dilettantischen Spiel viel Freude.