Galerie

Hausorgel Karl-Heinz Bieker

Disposition

I. MANUAL

C-f3

II. MANUAL

a°-f3

Pedal

C-c1

Holzgedackt

8'            

Spitzgedackt

8'            

Rankett

16'       

Quintade

4'

Rohrflöte

4'

 

 

Salizet

2'

Quinte

2 2/3'

  
  

Terz

1 3/5'  

 

 Krummhorn8'  

Pedalkoppel I/P   

Tremulant (Obermanual)

Zimbelstern 

 

Beschreibung

Da bei der Suche nach einem Gebrauchtinstrument für unsere Wohnung nichts herauskam, beschloss ich, von Grund auf selbst zu bauen.

Die Pfeifen (alt), Manualklaviaturen (alt und vergammelt), Pedal (alt), Windlade für das Untermanual (zu 80% fertig) und das Gebläse (gebraucht) kaufte ich zu. Alles andere (außer den Balgplatten) habe ich in ca. 1500 Stunden selbst erdacht und gebaut. Einen Plan gab es – außer einigen Skizzen - nur in meinem Kopf. Mit einfachsten Mitteln habe ich die Orgel in den Coronajahren 2020/21 in unserem Keller gebaut. In dem kleinen Raum mit ca. 6 qm Arbeitsfläche und einer Höhe von 200 cm habe ich einfach angefangen. Ich habe „auf Sicht“ gebaut. Nach jedem Bauschritt habe ich überlegt, wie es am besten weitergeht. Dabei kam manch angenehme Überraschung heraus. Ich hatte oft das Gefühl, dass eine höhere Macht mitgebaut.

Ich wollte keine neuen Klaviaturen. Daher erwarb ich eine vergammelte zweimanualige Klaviatur, die sich beim Restaurieren als wunderbar alt herausstellte. Nach dem Säubern wurden alle Untertasten mittels Bügeleisen und Messer von dem Kunststoffbelag befreit, das Furnier der Klaviaturbacken wurde entfernt und heraus kam sehr schöne alte Eiche mit interessanten Backenfronten. Versehen mit neuen Stiften sah das schon ganz anders aus.

In den 1970er Jahren war ich in meinem Geburtsort Goßfelden bei dem Kieswerk Oppermann beschäftigt. Während dieser Zeit wurde aus dem Lahnkies eine Mooreiche gezogen. Als gelernter Holzkaufmann hat mich das sehr interessiert, und ich konnte mir damals eine Baumscheibe sichern. Reste hatte ich noch immer. Ein Freund hat mir Plättchen für den Belag zugesägt. Nach dem Aufleimen und Trocknen erfolgten Feinschliff, Ölen und Polieren in Handarbeit. Für die Tastenköpfe habe ich Birnbaum gewählt. Ich wollte nur heimische Hölzer für die Orgel. Auch die Obertasten wurden aus Birnbaum gefertigt.

Für das Untermanual konnte ich eine ältere Windlade für 3 Register erwerben, die bereits zu 80% fertig war. Ich überarbeitete und baute sie fertig für Holzgedackt 8‘, Quintade 4‘ und Salizet 2‘.

Das Obermanual beginnt erst bei a. Dies wurde gewählt, da man bis zu diesem Ton mit den allermeisten Melodiestimmen klarkommt, daher auch Recitmanual genannt. Da die Orgel schlank bleiben soll, ist auch für die tiefen Pfeifen kein Platz vorhanden. In das Untergehäuse sollten die tiefen 12 Pfeifen des Holzgedackt 8‘ wandern. Da sich während des Bauens herausstellte, dass diese in die Höhe gesetzt werden konnten, wurde im Untergehäuse Platz für ein eigenständiges Register - Rankett 16‘ - frei. Es wurde knapp, sehr knapp, da auch noch das Gebläse seinen Platz finden musste. 

Bei Ebay Kleinanzeigen stieß ich auf einen Orgelfreund in der Eifel, der ein altes Pedal anbot. Ich bin hingefahren und habe es gekauft. Es hatte einen Umfang von C – d‘. Da ich aber eine schmale Orgel geplant hatte, habe ich es auf C – c‘ umgebaut.

Aufgrund der Platzknappheit im Unterteil konnte ich auch keine konventionelle Pedalkoppel bauen. Außerdem fiel die Entscheidung für ein eigenständiges Pedalregister erst, als die Pedalkoppel bereits fertig war. Jedoch sollte das Pedal – gekoppelt mit dem Untermanual - auch ohne das Rankett 16‘ bespielbar sein. Also hirnte ich und kam auf die Idee einer Schiebekoppel (ähnlich wie beim Cembalo). 

Das Pedal wird ein- bzw. abgeschaltet, indem man die Luftzufuhr vom Motor zur Windlande mit einem Schieber öffnet oder unterbricht, die Einschaltung erfolgt über ein Schwert, dieses greift in eine kleine Schleife, die öffnet bzw. schließt. Nach unten geht die Kondukte zur Pedallade ab.

Mittels einer Lehre wurden beim Wellenbrett die Löcher für die Aufnahme der Ärmchen genau parallel gebohrt, in die gebohrten Alurohre Achsstifte eingeführt und das Gewinde der Ärmchen eingedreht. Die Stifte werden in ausgetuchten Holzblöckchen, sogenannten Wellenlagern, geführt. 

Die Orgel sollte so wenig Grundfläche wie möglich in unserem Wohnzimmer einnehmen, daher beschloss ich, ein Rahmengestell aus massiver Eiche 30x30 mm zu bauen. Da unser Wohnraum 340 cm, aber meine Werkstatt nur 200 cm hoch waren, musste ich in Modulen bauen. Unterteil mit Klaviaturen, Mittelteil mit Windlade für das Untermanual, Oberteil für den Rest, alles aus 40 Jahre gelagerter Eiche.

Unsere Nachbarin Lucia hat mir die Registerschilder beschriftet. Ich verwende den originalen Knauf „Calicantenwecker“ zum Einschalten des Motors. (Mein absolutes Lieblingsstück).

Ein Zimbelstern musste sein. Wind kommt mittels Kondukte direkt vom Gebläse, auf ein Windrad aufgesteckt ist eine Welle mit versetzt eingesetzten Nocken, welche die einzelnen Glöckchen zum Klingen bringen. Da wegen Platzmangel bei meiner Orgel die Glocken über der Achse hängen, konnte ich nicht die übliche Anschlagtechnik mit Hämmerchen bauen. Ich entschied mich für Alurohre (-wellen). Sie sind über den Glocken aufgehängt. Trifft beim Drehen der Achse (kugelgelagert) eine Nocke auf das Alurohr, schwingt dieses aus und zurück an die Glocke. Ein- und Ausschalten erfolgt über Schieber.

Details

Kontakt

Die Orgel kann besichtigt werden. Mitglieder entnehmen die Adresse der aktuellen Mitgliederliste.