Galerie
Michael Führer, Truhenorgel
Manual C-f³
Gedackt 8‘
Rohrflöte 4‘
Maße: 1015 mm breit, 675 tief, 860 hoch (ohne Notenpult)
Baugeschichte
Im Herbst 1991 bat mich Karl Foltz, ein Musiklehrer in Köln, ihm behilflich zu sein, seine beiden Kleinorgeln von Klaus Becker (Kupfermühle bei Hamburg) zu beschreiben, da er sie verkaufen müsse. Er hatte sich zuerst 1959 ein Portativ mit 4 Registern (C-c3: Holzregal 8', Quinte 1/6' mit Oktavrepetitionen, Holzgedeckt 2' und Holzgedeckt 4') und dann 1963 dazu eine Truhenorgel mit 2 Registern: C-f3: Regal 16' (Zinn) und Rohrflöte 4' (Holz) bauen lassen. Mit beiden Instrumenten habe er eigene Kompositionen eingespielt, die auch vom WDR aufgenommen und gesendet worden seien. Mein Vater kaufte dann beide Instrumente und schenkte mir die Truhenorgel (das Portativ hat er jetzt noch). Ich hatte direkt abgeschätzt, dass es möglich sein müsste, statt des Regals 16' ein Gedeckt 8' einzubauen. Der Pfeifenstock war aber dafür nicht gut zu brauchen, die unteren beiden Oktaven mussten abkonduktiert werden und die Platzverhältnisse sind wirklich sehr eng. Nachdem ich das Regal 16' gegen ein Krummhorn 8' getauscht hatte (welches ich wieder bei meinem Bruder gegen eine Oboe von Klais 1930 getauscht hatte, die dann 2002 in der Dreikönigenorgel eingebaut wurde), habe ich zunächst das Wellenbrett so geändert, dass die Wellen auf die Vorderseite kamen und ich auf der Rückseite, wo sie vorher waren, etwas Platz gewonnen habe, um dort Pfeifen legen zu können.
Details
Die Tastatur habe ich von zweiarmigen zu einarmigen Hebeln mit Achsen am Ende umgebaut und dabei insgesamt 4 kg Blei entfernt. Dadurch wurde es möglich, die Klaviatur, die vorher weniger als 1 cm vorstand, etliche Zentimeter vorzuziehen (siehe Bild 02), wodurch der Spieler etwas mehr Beinfreiheit erhält, allerdings musste ich die Ventilfedern stärker biegen, da sie nun das Tastengewicht tragen müssen. Die Spielart wurde dadurch (ohne Leerweg) direkter, leichter und empfindlicher, was durchaus beabsichtigt war. Auch wurde dadurch die auf den Bildern 03 und 04 sichtbare Klappe im Deckel möglich, mit der sich die Lautstärke effektiv verändern lässt. Wie in Bild 11 zu sehen ist, kann die Stecherführung um eine Taste nach oben verschoben festgeschraubt werden, wobei dann der unterste Stecher in ein weiteres Loch gesteckt werden kann, um dann wieder die Taste C zu treffen, deren Pfeifen dann tiefer zu stimmen sind um 415 Hz (dann ohne Cis) zu erreichen.
Weiter machte ich einen neuen Pfeifenstock mit dem etwas außergewöhnlichen Ziel, trotz chromatischer Tonfolge der Windlade (außer der diatonischen großen Oktave, deren Cis-Seite rechts ist) möglichst oft Terzen einander gegenüber zu stellen. Auf dem Foto 13, welches vor dem Aufleimen des oberen Drittels des Pfeifenstocks aufgenommen wurde, lässt sich erkennen, dass ich die Pfeifen C-e, g, a und cis' abkonduktiert habe und dass z.B. c', e' und gis' hinten nahe beieinander stehen; d' und fis' vorne; b', d" und fis" hinten etc. Das führt natürlich zu dem optischen Durcheinander der Pfeifen, wie es auf den Fotos recht deutlich wird.
Die Pfeifen des Gedeckt baute ich dann aus Abfallholz, zum Teil von einem umgefallenen Schrebergartenzaun, für die Labienseite nahm ich wohl immer feinjährige Fichte und bei den größeren Pfeifen habe ich oft Blöcke gebaut, um Zwischenwände und Platz zu sparen. Bei der Bestimmung der Mensuren berücksichtigte ich meine Erfahrungen mit den Truhenorgeln von Klaus und Michael Becker, sowie von Gerrit Klop, die ich bis dahin gerne für Konzerte ausgeliehen hatte.
So sieht man auf Foto 10 über dem Wellenbrett die Pfeife G mit Labium vorne rechts, die längste Pfeife, die nicht gekröpft werden musste. Dahinter liegt Cis von dem nur der links nach unten abgewinkelte Teil zu sehen ist. Auf G geleimt das gekröpfte Dis mit Kondukte von oben, darauf die mit den Labien sichtbaren und links gekröpften F und A, darüber H und cis mit Kondukte von links. Auf Foto 07 sind die Ausfräsungen in der vorderen Füllung zu sehen, die notwendig waren, damit die nach vorne gerichteten Labien ein wenig Platz zum Sprechen haben. Die Fotos 08 bis 12 zeigen die Orgel bei abgenommenen Füllungen.
Auf Foto 08 liegt unten Cis mit der kurzen Kondukte, dann die längere Kondukte für G. Unter Cis kaum zu ahnen liegt noch Gis. Auf Cis geleimt ist C, welches sich für 415 auch auf HH stimmen lässt und wie das darüber liegende D doppelt gekröpft ist. Das darauf geleimte Fis ist wie auch das darüber gekröpfte E leicht schräg weil die Kondukten für F, A und H Platz benötigten. Links im Bild Dis mit Labium oben.
Auf dem von links aufgenommenen Foto 09 sind die originalen Registerschwerter, Schleifen und links Kondukten und Pfeifen der Rohrflöte zu sehen. Beim Gedeckt liegt auf dem nach unten gekröpften Cis der Block mit C, D, Fis, E und B sichtbar, darüber folgen noch c und d‘ (vgl. Foto 05). Zwischen den Kondukten in Foto 09 steht ein Block mit 7 Tönen von dem 4 gekröpfte Pfeifen zur Außenseite stehen: d, dis, f und fis. Die auf den Fotos 04 und 05 sichtbare Innenseite besteht aus g, gis und a.
Die auf den Fotos 04 bis 06 sichtbare gekröpfte Pfeife e bildet mit den vorne und rechts angeleimten Pfeifen cis‘ und dis‘ einen Block. Weiter bilden b, h und c‘ einen auf dem Pfeifenstock stehenden Block, bei dem h das Labium links hat, b und c‘ rechts. e‘ ist einzeln, f‘ mit fis‘ und g‘ mit gis‘ zusammen, dabei die Labien jeweils in verschiedene Richtungen.
Die Tonhöhe mancher Pfeifen ändert sich deutlich wenn der Deckel geöffnet wird (oft um 5 bis 10 Cent, d‘ gar um 20 Cent), aber auch sonst bei bestimmten Akkorden ein wenig, so dass die Stimmung nicht überall stabil ist. Da die Windlade nicht für ein Gedeckt 8‘ gebaut war, ist die Lautstärke dieses Registern etwas geringer als z. B. von Klop gewohnt und die Windmenge mit beiden Registern höchstens für 4-stimmiges Spiel ausreichend.
Für Transporte schraube ich den Deckel zu und da die leicht konischen Pfeifenfüße in den Pfeifenstock gesteckt sind, fallen, auch wenn ich die Orgel in meinem Auto auf die hintere Seite gelegt transportiere, nur wenige Pfeifen um. Seit 1996 hat sich die Truhenorgel in vielen Konzerten als Continuo-Instrument bewährt. Manchmal habe ich auch ein Cembalo daraufgestellt und beide Instrumente mit einer zusätzlichen Koppel zu einem Claviorganum verbunden (daher die in Bild 02 erkennbare Abdeckleiste über den Tasten).